Flexible Arbeitsformen werden häufig als Schlüssel zu höherer Produktivität gesehen. Doch sie tragen auch zu einem Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben bei und erfordern ein hohes Maß an Selbstkontrolle. Wir erforschen, unter welchen Bedingungen flexible Arbeitsformen zu Leistung, Work-Home Balance, oder Erschöpfung führen und wie diese Effekte zustande kommen
Forschungsprojekte
Grenzziehung zwischen Arbeit und Privatleben
Evidenzbasierte Richtlinien zur IKT-Nutzung für einen fairen Umgang mit entgrenzter Arbeitszeit
Das Projekt befasst sich mit der Erstellung von evidenzbasierten Richtlinien für die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) abseits des Arbeitsplatzes. Neben technologischen Lösungen werden auch Handlungsempfehlungen zur Grenzziehung zwischen Arbeit und Privatleben erarbeitet.
IKT wie Internet, Netzwerke, Laptops oder Smartphones werden in der Arbeitswelt immer häufiger eingesetzt und ermöglichen eine örtlich sowie zeitlich flexible Arbeit. Die IKT-basierte Arbeit geht einerseits mit vielen Vorteilen einher, wie der besseren Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiären bzw. privaten Verpflichtungen. Andererseits bringt sie aber auch Nachteile mit sich, wie intensivere, unregelmäßige und längere Arbeitszeiten.
In vielen steirischen Betrieben gibt es bisher noch keine Richtlinien für die Nutzung von IKTs abseits des Arbeitsplatzes. In diesem Projekt werden daher Maßnahmen und Richtlinien zur IKT-basierten Arbeit ausgearbeitet, welche in Form einer Broschüre interessierten Unternehmen und Personen zugänglich gemacht werden. Diese Richtlinien sollen den potentiellen negativen Auswirkungen einer Entgrenzung der Arbeit entgegenwirken. Steirischen Betrieben soll dadurch ermöglicht werden, die Vorteile von IKTs zu nutzen und gleichzeitig die negativen Auswirkungen zu reduzieren.
Laufzeit: 10/2020 – 09/2022
Finanzierung: Projektfonds „Arbeit 4.0“ der Arbeiterkammer Steiermark
Projektleitung: Univ.-Prof. MMag. Dr. Bettina Kubicek
Projektmitarbeiter:innen: Andrea Noja, BSc MSc.
Kooperationspartner: Institut für Arbeits- und Sozialrecht, Forschungsnetzwerk Human Factor in Digital Transformation, Joanneum Research Forschungsgesellschaft
Gute Zusammenarbeit im Team auch bei Homeoffice und Gleitzeit
Flexible Arbeit in Teams
Flexibles Arbeiten (Homeoffice oder Gleitzeit) wird häufig als Schlüssel zu einer höheren Produktivität, einem besseren Arbeitsengagement und einer besseren Vereinbarung von Beruf und Familie angesehen. Dennoch bringt diese Art des Arbeitens auch viele Herausforderungen mit sich. Die Arbeit in flexiblen Teams erfordert mehr Kommunikation, einen intensiveren Wissensaustausch und eine bessere Koordination zwischen den Teammitgliedern. In diesem Projekt untersuchen wir gemeinsam mit der Technischen Universität Wien (Martina Hartner-Tiefenthaler), wie sich flexibles Arbeiten auf die Arbeit im Team auswirkt und wie Teammitglieder miteinander interagieren, wenn sie nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort arbeiten. Eine Kurzinformation zum Projekt finden Sie hier.
Warum lohnt es sich an der Studie teilzunehmen?
Durch die Teilnahme an der Studie erhalten Teamleite:innen und Ihre Teams Feedback zu:
- Kommunikation, Koordination und Planung im Team in Relation zu Benchmarks von anderen Teams
- Kohäsion, Engagement und Leistung aus Sicht der Teamleiter:innen und der Teammitglieder
- ein Feedbackbeispiel ist hier abrufbar
Aufbauend auf diesen Ergebnissen können Teamleiter:innen Maßnahmen zur Förderung der langfristigen Gesundheit und Leistung in Ihrem Team umsetzen und die Arbeit optimal gestalten.
An wen richtet sich das Angebot?
- Mitarbeiter:innen, die in Teams und flexibel arbeiten (Gleitzeit und Homeoffice/Telearbeit)
- Beantwortung anonymer Online-Umfragen (10-15 Min) durch Teamleiter:in und Mitarbeiter:innen
Wenn Sie an einer Zusammenarbeit interessiert sind, fallen für Ihr Unternehmen keine Kosten an. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Wie können Sie an der Studie teilnehmen?
- Leiter:innen eines Teams melden sich mit ihrer E-Mail Adresse an. (Wir kontaktieren Sie nur, um Ihnen den Link für die Umfragen und die Teamergebnisse zuzusenden).
- Teamleiter:innen füllen die Befragung aus und senden den Link der Mitarbeiterbefragung an ihre Mitarbeiter:innen.
- Mitarbeiter:innen füllen den Mitarbeiterfragebogen aus.
- Teamleiter:innen erhalten ein Team-Feedback, sofern mind. 5 Teammitglieder an der Studie teilgenommen haben.
Laufzeit: 03/2017-02/2022
Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Projektleitung: Univ.-Prof. MMag. Dr. Bettina Kubicek
Projektmitarbeiterin: Dr. Sabina Hodzic
Kooperationspartnerin: Dr. Martina Hartner-Tiefenthaler (Technische Universität Wien)
Kontakt: flex-teams(at)uni-graz.at
Telework-Erfahrungen während der COVID-19 Pandemie
Aufgrund der COVID 19 Pandemie arbeiten derzeit mehr Personen als jemals zuvor von zu Hause aus. Telearbeit und Homeoffice sind keine neuen Phänomene und ihre Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Beschäftigten wurde bereits früher betrachtet. Häufig genannte Vorteile von Telearbeit sind eine verbesserte Work-Life-Balance, größere Handlungsspielräume und höhere Arbeitszufriedenheit. Die bisherige Forschung zeigte aber auch einige Nachteile von Telearbeit auf, wie beispielsweise erhöhten Zeitdruck, Stress und Überlastung, sowie soziale Isolation und fehlende Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen. Es gibt noch viele offenen Forschungsfragen im Bereich der Telearbeit, insbesondere sind wichtige Fragen im Zusammenhang mit kognitiven Anforderungen und Affektzuständen noch offen.
Um einen Einblick in Telearbeit in unterschiedlichen Europäischen Ländern zu erhalten, führen wir eine wöchentliche Studie zu den Telework-Erfahrungen Beschäftigter während der COVID-19 Pandemie durch. Mit dieser Studie wollen wir Fragen darüber beantworten wie die Menschen Telearbeit wahrnehmen und welche Auswirkungen Telearbeit auf unterschiedliche Aspekte der Arbeit und des Wohlbefindens hat. Der Fokus der Studie liegt dabei nicht nur auf affektiven und sozialen Aspekten von Telework sondern auch auf den damit einhergehenden kognitiven Anforderungen und darauf ob bzw. wie sich diese über die Zeit der Arbeit von zuhause verändern.
Für die Studie suchen wir unselbständig Beschäftigte, die derzeit von zu Hause arbeiten. Die Studie besteht aus mehreren kurzen Fragebögen, die in der nächsten Zeit am Ende von so vielen Arbeitswochen wie möglich beantwortet werden sollten. Die Beantwortung der Fragebögen benötigt rund 10-15 Minuten in der ersten Woche und rund 10 Minuten in den folgenden Wochen. Sobald die Studie abgeschlossen ist erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein automatisch generiertes Feedback zu ihren Telework-Erfahrungen während der vorangegangenen Wochen. Die Fragebögen können in vier unterschiedlichen Sprachen beantwortet werden: Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch: https://www.soscisurvey.de/telework-study/
Laufzeit: 03/2020 - laufend
Projektleitung: Dr. Sabina Hodzic, Dr. Roman Prem, Prof. Bettina Kubicek
Kooperationspartnerinnen: Dr. Xavier Borteyrou und Dr. Franck Zenasni von der Université de Paris sowie Dra. Esther Villajos Girona von der International University of Valencia.
Boundary Management and Burnout
Grenzziehung zwischen Arbeit und Privatleben und Burnout
Ständige Erreichbarkeit und verschwimmende Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben sind mittlerweile für viele Beschäftigte unumgängliche Bestandteile ihres Arbeitslebens. Gleichzeitig nehmen Berichte über arbeitsbedingten Stress und Burnout zu. In dem Forschungsprojekt „Grenzziehung zwischen Arbeit und Privatleben und Burnout“ wird daher untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass Beschäftigte Arbeitstätigkeiten in der Freizeit ausführen und inwieweit dieses Verhalten mit Erschöpfungszuständen, wie Burnout, in Zusammenhang steht.
Das Ausführen von Arbeitstätigkeiten in der eigentlich arbeitsfreien Zeit kann die Erholung beeinträchtigen. Sind Arbeitskräfte in der Freizeit nicht in der Lage, sich ausreichend von den Belastungen des Arbeitstages zu erholen, kann dies zu akuten oder chronischen Stressreaktionen und schließlich zu Erschöpfungszuständen führen. Angesichts dieser potentiell negativen Auswirkungen von arbeitsbezogenen Aktivitäten in der Freizeit stellt sich die Frage, welche Faktoren ein derartiges Verhalten begünstigen. In dem Forschungsprojekt wird untersucht, ob unerledigte Arbeitsaufgaben mit einer häufigeren Ausführung von Arbeitstätigkeiten in der Freizeit einhergehen und ob dies umso eher der Fall ist, je stärker die Personen zu negativen Gedankenmustern neigen.
Darüber hinaus soll der Zusammenhang zwischen der Grenzziehung zwischen Arbeit und Privatleben und der Erschöpfung untersucht werden. Um den Erschöpfungsprozess näher zu erforschen und Arbeitskräfte darin zu unterstützen, möglichst gut mit arbeitsbedingten Belastungen umzugehen, wird im Rahmen des Projekts eine Intervention durchgeführt. Arbeitskräfte werden mittels Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie und der Achtsamkeitsforschung darin geschult, Arbeit und Privatleben zu trennen, um so die Erholung in der arbeitsfreien Zeit zu fördern.
Laufzeit: 01/2019 - 12/2021
Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Projektleitung: Univ.-Prof. MMag. Dr. Bettina Kubicek
Projektmitarbeiterin: Andrea Noja, BSc MSc.
Kooperationspartner: Doz. Dr. Sara Tement (Universität Maribor)